Schon längere Zeit denke ich darüber nach, einen Artikel über Disziplin zu schreiben.
Ich google im Internet: es gibt hunderte von Links, die zu Artikeln leiten, die Menschen dabei helfen sollen, mehr Disziplin zu erreichen:
10 Tipps, wie man Disziplin lernen kann…Disziplin: warum sie wichtig ist und wie man sie steigert…Disziplin lernen: die wichtige Eigenschaft für Erfolg….
Ich könnte Seiten damit füllen.
Da musste ich bei meiner Recherche schmunzeln. Weil ich genau darüber NICHT schreiben möchte.
Meine 25-jährige Erfahrung als Psychologin hat mich nämlich – unter vielem anderem – das gelehrt: dass es Menschen gibt, die ZU VIEL Disziplin haben.
Die seelische und körperliche Beschwerden haben, eben weil sie ZU diszipliniert sind.
Die der Disziplin immer Vorrang geben.
Die vor lauter Disziplin kaum (mehr) einen – ich nenn es jetzt mal so – ,Lustaspekt’ in ihrem Leben finden.
Vor allem bei Unternehmern und Selbstständigen konnte ich das vermehrt feststellen.
Einem Klienten von mir ist es zum Beispiel kaum möglich, krank zu sein und zu Hause zu bleiben. Neulich hatte er wieder mit massiven Gewissensbissen zu kämpfen, als er tatsächlich und nachweislich krank war.
Vor allem auch deshalb, weil er nicht so krank war, dass er ständig im Bett hätte liegen müssen. Er war sehr erschöpft, hatte Kopf- und Gliederschmerzen, irgendwann später auch Erkältungssymptome.
Dauernd ging ihm im Kopf herum: könnte ich nicht doch noch arbeiten? Und wenn es nur eine Stunde wäre?
Er war dann froh, als er wieder so gesund war, dass er wieder arbeiten konnte…Von Regeneration keine Spur!
Aber lassen Sie uns von vorne beginnen: Was ist eigentlich Disziplin?
Es gibt unterschiedliche Facetten von Disziplin:
– Das Einhalten von bestimmten Vorschriften und vorgeschriebenen Verhaltensregeln.
– Das Sich-ein-fügen in die Ordnung einer Gruppe, einer Gemeinschaft. (Dazu braucht man Vorschriften und Regeln)
– Das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen. Dazu können wir auch ,Selbstdisziplin’ sagen.
Wie wir sehen, gibt es also Disziplin gegenüber äußeren Regeln und Forderungen.
Und es gibt Disziplin gegenüber Regeln und Forderungen aus unserm Innern.
Die letzteren kommen aus einer Instanz in unserem Innern: aus unserem Gewissen.
Und auf diese inneren Forderungen möchte ich hinaus…
Sie erinnern sich? Mein Leitsatz ist: Befreien Sie sich aus dem Gefängnis Ihrer inneren Ansprüche!
Und ein innerer Anspruch kann eben sein: ICH MUSS IMMER DISZIPLINIERT SEIN!
Ich muss mich immer an die Regeln halten (an innere und äußere).
Ich kann 5 eben nicht grade sein lassen. 5 ist immer ungerade und muss es auch bleiben.
Ich darf mich nicht gehen lassen. Oder wenn: dann erst nach getaner Arbeit….
Ich darf erst frühstücken, wenn ich meine Liegestütze gemacht habe.
Erst wenn ich joggen war, kann ich mich entspannen.
Fernseh schauen kann ich erst, wenn ich Yoga gemacht habe.
…Ich bin sicher, Ihnen fallen noch zahlreiche andere Beispiele ein…
Disziplin ist wichtig, keine Frage. Aber zu viel Disziplin kann auch ZUVIEL sein!
Wir Unternehmer müssen diszipliniert sein, um unser Business aufzubauen, um jeden Tag Geld zu verdienen, um unsere Mitarbeiter zu motivieren und auch um selbst als gutes Vorbild vorangehen.
Wir disziplinieren uns, obwohl uns manchmal der Sinn nach anderen Dingen steht.
Das ist eine sehr gute Eigenschaft!
Weil: viele Studien der letzten Jahrzehnte zeigen, dass das Maß der Fähigkeit zur Selbstdisziplin in der Kindheit ein sicheres Kriterium ist für vielfältigen Erfolg im späteren Erwachsenenleben.
Das Ganze hat aber auch eine Kehrseite: Wenn Disziplin immer die Vorherrschaft hat, dann kann das Leben auch schwierig werden. Oder anders gesagt: hart.
Und wie stark dominiert Ihre Disziplin-Seite Ihr Leben?
Fühlen Sie sich immer wieder wie gefangen in Ihren inneren Ansprüchen?
Mein psychologisch fundierter 5-Minuten Selbsttest schafft Klarheit!
Menschen, die ihrer Disziplin-Seite immer den Vorrang geben, geben Genuss und Lustvollem wenig Raum.
….manchmal sogar gar keinen…
Sie haben in der Regel auch wenig bis keine Lust (mehr) auf Sex.
Sie fühlen ihre Lust nicht und können dann beim Sex auch schlecht loslassen. Oder sie wollen ,es’ schnell hinter sich bringen…
Überhaupt haben sie wenig Kontakt zu ihrem Körper und zu ihren körperlichen Bedürfnissen.
ZU VIEL Disziplin kann uns also genauso schaden wie zu wenig. Es geht auch hier um eine Balance.
In meiner Praxis hat sich eben auch gezeigt: zu viel Selbstdisziplin kann zu einer Überforderung führen.
Dann kann man den jetzt schon mehrfach erwähnten ,Erfolg’ irgendwann auch in die Tonne klopfen…
Weil: wenn Sie krank werden vor lauter Disziplin, ist niemanden gedient!
Am wenigsten Ihnen selbst.
Also: Wenn Sie ein disziplinierter Mensch sind...wunderbar! Aber womöglich fühlen Sie sich manchmal auch ZU diszipliniert?
Hier sind 3 TIPPS, wie Sie Ihrer Disziplin ab und zu ein Schnippchen schlagen können...
…und durch die Sie – hoffentlich – ein paar Genuss-, Lust- und Entspannungsmomente haben werden!
Bei diesen Tipps müssen Sie keine Gesetze brechen…versprochen!
(Und Sie werden dadurch auch nicht zur Couch-Potato…)
Aber vielleicht können Sie ein bisschen damit experimentieren und aus Ihrer gewohnten Disziplin-Routine ausbrechen.
Und beobachten Sie…Sie kennen diese Frage inzwischen von mir…
Was passiert in Ihrem Inneren?
Bekommen Sie Gewissensbisse oder macht es Ihnen Spaß?
Hier sind die Tipps:
Tipp 1:
Versuchen Sie einmal, bewusst Ihre eigenen Pläne zu durchkreuzen.
Wenn Sie zum Beispiel mitten in einer Sache sind und draußen die Sonne scheint, gehen Sie raus und trinken Sie in der Sonne einen Cappuccino.
Und machen Sie das, auch wenn es Ihnen schwerfällt. (In der Regel fällt es Menschen, die sehr diszipliniert sind, schwer, die eigenen Pläne zu durchkreuzen.)
Sie müssen das nicht lange machen…vielleicht 10-15 Minuten.
Nach dieser kurzen ,Auszeit’ gehen Sie wieder an das, was Sie gerade gemacht haben.
Sie werden sich hoffentlich ein bisschen erfrischt fühlen oder zumindest gewärmt von den Sonnenstrahlen…
Tipp 2:
Ruhen Sie aus! Damit meine ich wirklich ,ausruhen’…
…in dem Wort steckt das Wort ,Ruhe’ drin. Man könnte auch sagen: Lassen Sie sich selbst in Ruhe! Und machen Sie nichts!
Auch kein Powernap (schlafen, um Energie zu tanken, um dann wieder arbeiten zu können).
(Sie können natürlich ein Nickerchen machen, aber einfach des Schlafens wegen, nicht um irgendetwas damit zu erreichen.)
Keine Meditation, kein Yoga, keinen Sport.
Nichts, was Sie denken, was jetzt gesund wäre.
Einfach hinlegen. Oder hinsetzen und einfach atmen. Ohne dass Sie besonders tief atmen müssen. Oder die Atemzüge zählen sollen.
Einfach atmen. (Das tun Sie sowieso…)
Einfach etwas machen, bei dem nichts dabei herauskommen muss.
Keine Entspannung, keine Ertüchtigung, keine Selbstoptimierung….
Wenn ich nun versucht bin zu sagen, dass Sie danach wieder besser arbeiten können, dann hätten diese Übungen schon wieder einen Zweck gehabt.
Deshalb möchte ich das nicht sagen. Es soll keinen Zweck haben.
Lassen Sie sich tatsächlich einfach ein paar Minuten in Ruhe.
Und machen Sie etwas, nur weil Sie es wollen. Nicht weil Sie es müssen. Und nicht als Mittel zum Zweck….
Es soll Ihnen einfach Spaß machen und im besten Fall irgendwie auch guttun.
Tipp 3:
Ein Freund von mir hatte einen Herzinfarkt erlitten.
Er war der geborene Workaholic: Arbeit war sein Leben und ohne konnte er quasi nicht.
Auch am Wochenende war er kaum von seinem Schreibtisch wegzubekommen. Er wurde innerlich unruhig, wenn er mal ein paar Stunden nichts arbeitete.
Irgendwann war der Stress aber dann doch zu groß und er erlitt wie gesagt einen Herzinfarkt.
Es wunderte letztendlich niemanden – ihn selbst auch nicht – weil er wirklich zu viel arbeitete und zu viel Stress hatte. Zum Glück hat er diesen Infarkt überlebt!
Danach änderte er tatsächlich ein paar seiner Gewohnheiten.
Und von einer geänderten Gewohnheit erzählte er mir. (Eine Ärztin aus der Reha hatte ihm dazu geraten.)
Irgendwie ist diese Gewohnheit in meinem Kopf hängengeblieben.
Also: normalerweise war er immer aufgestanden, sobald er aufgewacht war. Egal wie früh es war.
Nun nahm er sich vor, auch wenn er früh aufgewacht war, trotzdem bis zu einer bestimmten Zeit im Bett zu bleiben. Auch wenn er nicht mehr schlafen konnte.
Sich also einfach ausruhen.
Er lag dann da, entspannte sich, träumte ein bisschen vor sich hin. Manchmal konnte er sogar noch ein bisschen schlafen.
Und er spürte, dass ihm das gut tat und dass er sich in dieser Zeit tatsächlich auch entspannen konnte.
Diese Veränderung war so wichtig für ihn, dass er sie bis heute beibehält.
Mal 5 grade sein zu lassen ist für manche Menschen einfacher als für andere...
…je nach dem, wie ausgeprägt die Disziplin-Seite ist…
Wenn Sie zu dem Teil der Menschheit gehören, denen es eher schwer fällt…
vielleicht möchten Sie Ihrer ,Lust-Seite’ einmal mehr Raum geben?
Und einen dieser Tipps oder sogar alle drei ausprobieren?
Es würde mich freuen, wenn Sie einen Gewinn für sich daraus ziehen können….
Und wenn nicht…ein Versuch war’s wert!
Sie sind auch sehr diszipliniert?
Und gehen immer wieder über Ihre Grenzen, Hauptsache Sie ziehen Ihre Pläne durch?
Sie haben das Gefühl, dass Ihre Disziplin und Ihre inneren Ansprüche meistens das
Sagen haben?
Finden Sie heraus, wie stark Sie in Ihren inneren Ansprüchen gefangen sind!
Mein psychologisch fundierter Selbsttest schafft Klarheit!
Er ist kostenfrei und dauert maximal 5 Minuten!
Greta Rauschenberg
Diplom-Psychologin